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Euklydes Rosier - Druckversion

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Euklydes Rosier - Euklydes Rosier - 22.03.2025

Es hätte alles so einfach sein können im Leben des heute 50 jährigen Mannes, der sich vornehmlich als kompetenter Ansprechpartner auf der Abteilung für Fluchschäden vorstellt, wenn es brenzlig wird. Hätte er vor einigen Abzweigen seines Lebens die jeweils andere, oft vielleicht einfachere Richtung gewählt. Doch eben auch die, die nicht die gewesen wäre, für die sein eigenes Herz schlug. Vielleicht war es bereits richtungsweisend, dass ihm die Einteilung in das Haus Hufflepuff erste Indizien dafür gab, dass es manchmal richtig war, den härteren, unbequemen Weg zu gehen statt dem bereits Vorgegebenen, der inkludierte, ebenfalls vorgegebenen Erwartungen zu folgen und in diese Fußstapfen zu treten.
Beginnen wir damit, dass Euklydes, damals im zarten Alter von gerade mal elf Jahren, nicht in das ruhm- und ehrenreiche Haus Slytherin eingeteilt wurde, wie seine Eltern es erhofft und regelrecht erwartet hätten, sondern ausgerechnet nach Hufflepuff. Das Haus, das so gern belächelt wurde, weil man nicht schlau genug für Ravenclaw, nicht mutig genug für Gryffindor war und erst recht nicht die Prinzipientreue für Slytherin besaß. Dort, wo er jedoch nicht nur Freunde fand, die viel mehr die eigenen Ansichten und Moralvorstellungen dieser Welt teilten, sondern sogar seine erste, große – und vielleicht bis heute auch einzige – Liebe. Grundsteine für das weitere Leben jenes Mannes.

Denn gerade in letzterem Punkt lernte er, dass diese Liebe eine war, die in der Gesellschaft nicht gebilligt wurde und noch einmal viel weniger gerade unter Reinblütern, also verschwieg er all das, was er für den nur leicht älteren Macmillian-Spross empfand und suchte stattdessen viele andere, gute Gründe, um trotzdem irgendwie möglichst viel und vielleicht auch ganz allein Zeit mit ihm zu verbringen. Eigennützig? Ganz sicher sogar, auf eine junge, unschuldige Weise. Die Traute, sich dem anderen zu offenbaren, besaß er jedoch nie und so nahm er am Ende schweren Herzens hin, dass Gareth ein Jahr vor ihm die Schule verließ, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung gehabt zu haben. Der Kontakt verlor sich.. das nur allzu bekannte: 'aus den Augen, aus dem Sinn'? Vielleicht, dachte sich der junge Rosier bitter, wäre es auch alles besser so. Vielleicht war es besser, nicht über solche Dinge nachzudenken, in diesem einen Punkt doch sein Herz zu verraten, es als eigene, sicher lediglich temporäre Verwirrung abzustempeln und sich stattdessen dem zu widmen, wofür er ein bemerkenswertes Händchen entwickelt hatte: anderen zuzuhören und zu helfen.
Doch auch anderes lehrte ihm die Schukzeit. Zum ersten mal in dem leben des jungen mannes fühlte er sich als das geschätzt, was er war, nicht als das, was andere von ihm erwarteten. Das erste mal war er dem goldene käfig entkommen, der bis dahin sein steter Begleiter war. Frei von all diesen pflichtungen, erwartugen und zwängen entfaltete sich der junge den Umständen entsprechend und wartete mit wirklich guten noten auf, in beiden zauberergraden.

Ein formidabler Schulabschluss später war es für Euklydes auch klar, wohin es ginge: ins St. Mungos – und diese Entscheidung hatte sich binnen kürzester Zeit als goldrichtig für den inzwischen jungen Mann herausgestellt. Während er sich nun dort als engagierter Heiler ein Standbein aufbaute, ein weiteres mal fort von familiären Ansichten und Verpflichtungen, die wie ein Damokles-Schwert über ihm hingen, war es diesmal jedoch Verzückung, die ihn doch zurück ins elterliche Anwesen kommen und die lieblose Strenge des Vaters ertragen ließ – denn alsbald darauf trat eine weitere Person in sein Leben, die von großer Bedeutung für ihn war. Einerseits die perfekte Ablenkung für ihn, selbst nicht über das eigene Leben und dessen goldenen Käfig sinnieren zu müssen, dessen Tür unwiederbringlich zuschnappen würde, hatte Klyde sehr bald einen Narren an dem kleinen Wesen gefressen, das ihm mit fortschreitendem Alter gern als großer Bruder in dessen Verantwortung überlassen wurde, besonders, wenn Pflichten nach den Eltern riefen. Und so ließ sich die weitere, zugebrachte Zeit in dem hiesigen Rosier-Anwesen auch wunderbar ertragen. Für das heranwachsende Mädchen war er, soweit es die Zeit neben all den Nacht- und Wechselschichten des magischen Krankenhauses erlaubte, nicht nur Bruder, sondern auch Lehrmeister und Freund. Es ehrte ihn, dass sie ihm alles anvertraute, was auf diesem kleinen, unbescholtenen Herzen lag und es traf ihn sehr, dass sie keine Zeichen von Magie zeigte, als sie schließlich in dem vorgesehenen, passenden Alter dafür war. Ein Squib in ihren Reihen würde bedeuten, dass ihr ein großer Teil dieser magischen Welt verloren ginge. Ein unschuldiger Gedanke, fernab von Vorurteil, Demütigung, enttäuschten Erwartungen und Hass. Und obendrein ein Gedanke, den er bis fast zuletzt nicht für sich zuließ und ihr damit möglicherweise auch viel mehr Hoffnungen machte, als es gut gewesen wäre. Aber wäre es nicht auch eine Chance, noch so unschuldige Träume eben nicht mutwillig zu zerstören?

Eine Frage, deren Antwort er niemals erfahren würde. Denn dieses Mädchen sollte diese Zeit niemals erleben. Euklydes hatte seinem Vater nie verziehen, dass dieser ihm lediglich einen Brief hatte zukommen lassen, der in nur wenigen, lieblosen Zeilen über den plötzlichen Tod seiner kleinen Schwester berichtet hatte, während er selbst auf einer Fortbildung im Ausland war. Der Heiler brach dort alle Zelte ab, um noch am gleichen Abend zurück zu sein, doch dort angekommen hieß es, das junge Mädchen sei bereits im nur engsten Familienkreis bestattet worden. Ein großer, unverzeihlicher Schlag mitten in sein Gesicht, wusste sein Vater nur zu genau, wie eng das Band der Geschwister war – und der Grund dafür, dass Euklydes schlussendlich mit seinen Eltern brach, wie sie sein Herz mit alledem gebrochen hatten und es anschließend noch mit Füßen traten. Es war, als hätte sie der Tod ihrer einzigen Tochter kein Stück berührt, als die kalte Frage des Vaters folgte, wann er denn endlich eine Gemahlin nehmen würde und selbst für den Fortbestand der alten, traditionsreichen Reinblutfamilie sorgte.
Diese Zustände waren für ihn keine Familie mehr. Allein, das Anwesen weiterhin betreten zu müssen bedeutete für den jüngsten Rosier nur noch Schmerz. Schmerz, den er nicht mehr bereit war, zu ertragen. Auch, wenn es vermutlich bedeutete, enterbt zu werden, nahm er das schlussendlich in Kauf. Der Preis der Freiheit war für ihn mit Reichtum allein nicht aufzuwiegen. Und so erlebte Euklydes das wohl einsamste Weihnachtsfest seines Lebens. Seine Schwester war tot. Seinen Eltern hatte er nichts mehr zu sagen. Wo sollte er also hin?

Zu seiner Überraschung jedoch machte sein Vater dieses Zerwürfnis unter ihnen nicht öffentlich und vermied damit einen Eklat. Und Euklydes? Es war nun nicht, als hätte dieser jeden Kontakt in diese vornehme Welt abgebrochen. Auch, wenn er seinem Vater nichts mehr zu sagen hatte, folgte er Einladungen auf Events, sofern er selbst persönlich eingeladen wurde, denn durchaus bestand ein Teil seines kleinen, erlesenen Freundeskreises auch aus Vertretern dieses elitären Gesellschaftsstandes, in die er hineingeboren war, und die er hingegen nicht missen wollte. Er brachte sogar hin und wieder liebend gern eine ziemlich unerwartet jungenhafte Dynamik hinein.

Erst viele Jahre später wendete sich erneut das Blatt. Als Rosier Sr. so schwer an einer seltenen, magischen Krankheit erkrankte, dass bereits vorherzusehen war, dass sein Leiden nicht mehr aufzuhalten, nur noch verlangsamt werden könnte, sprachen sich Vater und Sohn an dessen Sterbebett aus. Es würde die Vergangenheit nicht ändern oder beschönigen und Euklydes war sich dessen bewusst, dass er es nicht aus eigener Überzeugung, sondern nur zuliebe seiner Frau täte, die allein zurückbleiben würde – mit einem weiteren, noch sehr jungen Sohn. Er verzieh dem Vater nicht, doch er übernahm die Verantwortung, die von ihm erwartet wurde. Unter anderem, um sich um Mutter zu kümmern und Verwaltungsaufgaben der Familie, inklusive des angestammten Familiensitzes im ministeriellen Zaubergamot.

Und wieder ballten sich die Ereignisse, wenn es auch diesmal die Welt um ihn so direkt betraf. Neue Werwolfsgesetze, mysteriöse Todesfälle, die keine zu sein schienen, ein mysteriöser Massenvorfall, der doch für traurige Nachrichten und Opfer in der Themse sorgte – und dann traf es obendrein noch genau den Mann, für den er damals, so lag her, in Hogwartszeiten, so große Gefühle hegte. Seine Mutter wandte sich an ihn, sprach unter Tränen von Belästigung ausgerechnet eines Schützlings eines engeren Freundes... und er? Befand sich mittendrin und verpflichtet, Partei zu ergreifen und zu handeln.
Skurrilerweise schien ihm der einzige Ausweg davon, sich wiederum viel zu sehr in Grübelein zu verlieren, ausgerechnet die Nähe des Mannes zu suchen, dessen tragischer Fall ihm nicht nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Und es war mehr noch, als hätte sich sein eigenes Herz an so lang zurück liegendes, längst vergangenes erinnert, als wäre es erst gestern gewesen.. und eigenmächtig eine Entscheidung gefällt.